Aktuelles von der Burg in Sonthofen:
Wichtig für alle, die an einer Besichtigung interessiert sind:
Da die Burg eine große Baustelle ist, kann aus Haftungsgründen derzeit kein Zutritt gewährt werden.
Die Zeitungsartikel die Sie auf dieser und den nächsten Seiten finden sind freundlicherweise vom Allgäuer Anzeigeblatt zur Verfügung gestellt, bzw. aus dieser Zeitung gescannt worden.
Letzter Appell Feldjäger und Stabsdienstler verabschieden sich von Kaserne auf Sonthofener Burg
Wehmut und ein Abschied auf Raten

Mit einem großen Appell und abendlicher Serenade verabschiedete sich die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr nach 53 Jahren von der Generaloberst-Beck-Kaserne und dem Oberallgäu. Die Schule, die in Sonthofen über 350000 Lehrgangsteilnehmer schulte, zieht nach Hannover. Die „Burg“ wird nun für andere Einheiten am Standort umgebaut.
Gestern das letzte Antreten auf dem großen Appellplatz, vorgestern die letzte Übung in Bodelsberg. Hauptmann Hartmut Happel beschleicht schon Wehmut, wenn er nun der GOB-Kaserne den Rücken kehren muss. Nach über zwei Jahrzehnten auf der Sonthofer „Burg“ rückt der Chef einer Ausbildungsinspektion der Schule für Feldjäger und Stabsdienst in die Emmich-Cambrai-Kaserne (Hannover) ab. Die ist ihm bereits ein Begriff: Happel war dort ein halbes Jahr stationiert, ehe er im Oktober 1986 nach Sonthofen wechselte. Das Oberallgäu lernte der Nordhesse in jungen Jahren bei einer Hüttenfreizeit kennen; 1977 folgte sein erster Bundeswehr-Lehrgang in Sonthofen. Imposant fand er die frühere Ordensburg schon beim ersten Mal, selbst wenn er damals Sonthofen auch gern im Rückspiegel sah. „Nach einem langen Lehrgang ist man froh, wenn man ihn bestanden hat und wieder heim darf“, erinnert sich Happel. Doch längst ist für ihn und die Familie das Oberallgäu Heimat. Darum bleiben die Angehörigen auch in Immenstadt; der 51-Jährige pendelt nach Hannover.
Dennoch war für Happel ein Abschied auf Raten angesagt, von dem er zuletzt sogar träumte. Seine Ämter (Geschäftsführer eines CSU-Ortsverbandes, Vorstandsmitglied bei Feuerwehr und Evangelischer Kirche) hat er schon abgegeben. Im Posaunenchor spielt er kommende Woche bei seinem letzten Konzert. Mit den Burgführern gab es bereits die letzte Weiterbildung, und in wenigen Tagen erfolgt seine letzte Burgführung für Gymnasiasten.
Happel hatte sich in seiner Freizeit nicht nur intensiv mit der Historie der GOB-Kaserne befasst und ein Buch darüber verfasst, sondern auch ein kleines Museum aufgebaut. Er ist erleichtert, dass die ABC- und Selbstschutzschule, die in einigen Jahren auf die Burg zieht, diese Sammlung weiter zeigen will. Bis dahin werden die Exponate verpackt und eingelagert. Mit Blick auf Hannover sieht er viele Aufgaben kommen: Da ist die Inspektion zu verlegen, arbeitsfähig zu machen und viel neues Personal einzulernen. Dazwischen hofft der Hauptmann auf etwas Zeit für Motorradtouren – denn die Maschine kommt mit.
Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
Fotos: Höpfl/Weigel
Abschied von der „Burg“
Auf zu „neuen Ufern“ nach 53 Jahren Erfolgsgeschichte

Die Schule auf der „Burg“ hat es (wie andere Einheiten in Sonthofen) auch immer wieder verstanden, die Öffentlichkeit an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Sei es mit Burgführungen, bei Bundeswehr-Tagen in der Stadt, mit Standortball, Oktoberfest oder Konzerten. Ob Unterkünfte für das Euregio-Musikfestival oder Trainingsmöglichkeiten für Vereine, der jeweilige Kommandeur – derzeit Oberst Hubert Katz – hatte offene Ohren. Dazu kam die Traditionspflege mit dem jährlichen Feldjägertag. Immerhin hat die Truppengattung eine 269 Jahre, auf Friedrich den Großen zurückreichende Geschichte.
Ins richtige Bewusstsein gerückt Dass die Burg aus einem schwarzen Kapitel Deutschlands, der Zeit der NS-Diktatur, stammt, hat die Bundeswehr in all’ den Jahren immer wieder ins richtige Bewusstsein gerückt:
Zum einen heißt die Generaloberst Beck-Kaserne nach einem der Köpfe des Umsturzversuches am 20. Juli 1944, zum anderen gab es dazu immer einen Gedenkappell.
Um die 6000 Soldaten besuchen pro Jahr die 75 verschiedenen Lehrgangsarten. Bei den Feldjägern geht es beispielsweise um Personenschutz, Ermittlungen bei Straftaten, Schutz von Konvois, Umgang mit Menschenmengen und militärischen Verkehrsdienst. Dazu kommen Themen wie der internationale Militärpolizeilehrgang. Im Bereich Stabsdienst gibt es Fach- und Verwendungslehrgänge für Soldaten aller Truppengattungen; da geht es um den Betrieb von Gefechtsständen ebenso wie die zivil-militärische Zusammenarbeit. Die Schule ist der Hauptausbilder für Personalwesen, Organisation und Bundeswehr-Planung. Trotz alter Gemäuer: Mit Computern, Datenleitungen und Fernunterricht ist die GOB-Kaserne schon heute hochmodern ausgestattet.
Mit dem Umzug nach Hannover ist für Kommandeur Katz die 1956 begonnene Erfolgsgeschichte der Schule nicht vorbei: Man betrete „neue Ufer“ und habe dann eine der modernsten Ausbildunsgeinrichtungen der Bundeswehr. Die künftigen Rahmenbedingungen verbesserten den Schulbetrieb vielfältig.
Umbau für 90 Millionen Euro Umzug Kurse in Hannover ab September
Sonthofen/Hannover
In 38 Baumaßnahmen wurde die Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover für rund 90 Millionen Euro als „Schule der Zukunft“ hergerichtet. Der Lehrgangsbetrieb beginnt dort am 8. September. Der offizielle Festakt ist am 23. Oktober geplant. In Sonthofen ist der 10. Juli letzter Lehrgangstag. Beim folgenden Umzug transportieren etwa 50 Lastwagen rund 255 Tonnen Material nach Hannover. Dann übernimmt das Staatliche Hochbauamt die Regie, um die „Burg“ zu sanieren und umzubauen. Ende 2013 sollen dort dann alle in Sonthofen verbleibenden Einheiten einziehen.
Das frühere Standortsanitätszentrum ist bereits jetzt „nur“ noch eine Arztgruppe und untersteht der Sanität in Kempten.
Hauptmann Hartmut Happel und viele weitere Burgführer haben in der Vergangenheit Interessierte durch die historische Anlage geführt. Neben spannenden Einblicken in Architektur und Handwerk gibt es auch viele sehenswerte Räume. Dazu zählen das Wappenzimmer, die Kapelle im Turm und der 109 auf 16 Meter große Speisesaal mit wohl noch immer Europas größter freitragender Holzkassettendecke. Die Burgführungen werden in Kürze bis zum Abschluss der Bauarbeiten (Ende 2013) eingestellt.
Die Burg nutzten unter anderem diese Dienststellen und Einheiten:
- Seit 1956: Feldjägerschule
- Seit 1957: Sportschule und Standortpfarrer
- Seit 1972: Stabsdienstschule
- Seit 1981: Reservelazarettgruppe und Sanitätszentrum
- Seit 1992: Sportfördergruppe.
- Zeitweise stationiert waren auf der GOB-Kaserne beispielsweise auch ABC-Abwehrschule, Fernmeldeschule des Heeres, Schule Technischer Truppen, ABC-Abwehrlehrbataillon 210, Feldjägerausbildungskompanien, Feldjägerlehrkompanie, Heeresunteroffizierschule und Fachakademie für Wirtschaft des Heeres.
Programm am Abschiedstag:
Am Freitag, 26. Juni, tritt die Schule um 10 Uhr zum Abschlussappell an. Von 11.30 bis 18 Uhr folgt auf der Burg ein öffentlicher Tag der Rückschau mit Führung und Livemusik. Um 20.45 Uhr beginnt ein öffentliches Konzert im Sonnenhof mit dem „Wind Music Orchester Reutte“ und anschließendem Feuerwerk (22.30 Uhr).
Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung
Text & Bild: Weigel